On the road – durch die winterliche Alhambra und ein leergefegtes Naturschutzgebiet um auf einem boot zu landen, welches nicht ELMO heißt!

Es schüttet als hätte Petrus das komplette Universum zum Frühjahr geputzt und würde nun alles Wasser über Granada entleeren! Wir haben die letzten Tickets für die Alhambra ergattert. Für den 27. Februar. Die folgenden zwei Monate ist alles ausgebucht. Dass die Alhambra die meistbesuchte Touristenattraktion Europas ist, haben wir im Vorfeld gepflegt ignoriert oder vielleicht auch einfach überlesen. Doch von vorn!

Die Alhambra von Granada – Tourimagnet Nummer 1 in Europa

Die Alhambra

Wir wachen zu lautem Getrommel auf. Regentropfen, die auf ein Wellblechdach im Innenhof einprasseln. Wir freuen uns auf ein richtiges Hotel-Frühstück, mit Ei, Bacon, Brötchen, Brot, Wurst und Käse. Wir bekommen Toastbrot mit Marmelade oder Streichwurst aus diesen kleinen Plastikdöschen, von denen man oben die Alufolie abzieht. – Nun ja, wenigstens ist der Kaffee aus einer ernstzunehmenden, undichten Maschine und schmeckt. Erst später bemerken wir, dass wir am Ende des Raumes ums Eck hätten gehen müssen, um uns dort einen großen Teller mit einem Iberico-Schinken-Brötchen und einem Croissant pro Person hätten nehmen können. Wissen wir für morgen Bescheid! Das passiert uns nicht noch mal. Im Regen stehen wir an der Bushaltestelle, denn in Granada bringen einen kleine rote City-Busse für 1,40€ von A nach B. Wir haben Glück, denn es hört auf zu regnen sobald wir an der Alhambra ankommen. Rein ins Touristengetümmel! Das Erste, das wir uns anschauen wollen, sind die Gärten – Generalife.

Wunderschön sollen sie sein. Farbenprächtig. Satt. Sind sie nicht, denn es ist Winter.

Die vorherrschende Farbe ist grün. Das gleiche grün, welches man in deutschen Vorgärten sieht. Sogar die gleichen Pflanzen. Buchsbäume und andere Koniferen. (Boah! Wahnsinn, ich bin gerade selbst überrascht, dass ich dieses Wort nutze – denn eigentlich habe ich einen eher ocker-farbenen Daumen. Kommt wahrscheinlich daher, dass ich mal für einen Blumenversandhandel gelayoutet habe.) Dennoch, die Anlage ist atemberaubend! Wunderschöne Architektur gepaart mit toll angelegten Gärten. Nicht zu vergessen, die vielen Springbrunnen und rechteckig angelegten Wasserbecken. In der Ferne sieht man die Äcker, die wohl die Menschen der Alhambra schon um 900 genährt haben müssen. Es braucht gefühlte Stunden bis man ein Foto machen kann, auf dem nicht allzu viele Menschen zu sehen sind, die alle ein Foto – selbstverständlich – ohne Menschen erhaschen wollen. Im Gegensatz zu den letzten Monaten ist das echt eine Geduldsprobe für mich.

Warten, warten, warten, bis die Menschen verschwunden sind… klappt nicht immer!

Mit Blick auf die Felder und einen Teil der Alcazaba.

Details wo man hinschaut!

Wir malen uns aus, wie es wohl im Sommer hier ist. Üppig, bunt, voll und vor allem sengend heiß und sind dann doch wieder froh, im Winter dort zu sein. Durch die alte Festung – die Alhambra an sich – geht es recht zügig. Wir laufen Treppen hoch, schauen auf die Stadt und laufen die Treppen wieder runter.

Grundmauern, deren Steine schon mehr als 1000 Jahre an der gleichen Stelle liegen, ziehen uns in ihren Bann. Kleine Räume müssen die Menschen zu dieser Zeit gehabt haben.

Blick über Granada

Er ging nach Granada wegen der Ruhe und einer guten Zeit und Granada übertraf mit Harmonie und Ewigkeit.

Auf unserem Ticket für die Nasridenpaläste steht 17:00 Uhr. Die Uhr zeigt 16:00 Uhr. Die Schlange vor dem Einlass sieht eher nach 20:00 Uhr aus. Es fängt an zu regnen und der Magen schleift über den rotbraunen Boden. Im Souvenirladen gibt es ein eingeschweißtes Sandwich, welches den aufgerufenen Preis noch nicht mal von Geschmack, Ansehen oder Sonstigem her rechtfertigt – gekauft! Man sollte sich auf alle Fälle ein paar Stullen schmieren oder eine Tüte Chips mitnehmen (selbst das wäre wahrscheinlich noch nahrhafter als diese Sandwiches!). An der Schlange für den Einlass laufen wir vorbei, da wir nach Informationen auf der Suche sind, ob die aufgedruckte Uhrzeit auf dem Ticket überhaupt einen Sinn darstellt. Englisch wird nur von den Menschen in der Schlange gesprochen. In der Mitte der Schlange steht ein Mann, der halb drei auf seinem Ticket stehen hat. Wir sind etwas ernüchtert und stellen uns hinten in der Schlange an. Es geht dann doch erstaunlich schnell voran und wir stellen fest, dass um kurz nach fünf eine Aufseherin rum geht und auf spanisch die Leute aus der Schlange zieht und zum Einlass lotst, deren Uhrzeit auf dem Ticket steht. Anstellen war also vollkommen umsonst.

Rein in die prunkvollen Paläste!

Wer hat so viel Pinke, Pinke, wer hat so viel Geld???

Die Frau mit dem roten Hut. Irgendwie rannte sie mir mehrere Male über den Weg, also habe ich beschlossen sie zu fotografieren. – Ich frag mich jedes Mal, wenn ich das Bild anschaue, ob sie kurz vorher irgendwem ihren Mittelfinger gezeigt hat.

Kalligraphie-Relief <3

Prunk!

Wunderschöne Kontraste.

Der Menschenansturm ist extrem hoch! Es dauert wieder ewig, bis man Fotos machen kann. Ich frage mich, wieviele Menschen genau das Gleiche denken, wie ich. Ruhe und Zeit um all die Kunst, die liebevollen Details aufzusaugen, bleibt irgendwie nicht. Schade, dass man sich nicht fallen lassen und in die Zeit eintauchen kann. Vielleicht ist es aber auch der Tatsache geschuldet, dass wir solche Menschenmengen nicht mehr gewohnt sind. Oder vielleicht bin ich auch gerade nicht in der Stimmung. Ich hoffe darauf, dass ich zumindest hinterher in den Fotos das gewünschte Gefühl entdecken kann.

Ein wunderbarer Farbklecks!

Bye bye Alhambra, bye bye Generalife!

Noch ein weiterer Tag in Granada bleibt uns, an dem wir durch die regnerischen Straßen ziehen. Eine alte Dame drückt mir plötzlich, vollkommen unerwartet, vor der Kathedrale einen Rosmarinzweig in die Hand und sagt etwas von „fuertemente“ und „dos niños“, wofür sie Geld verlangt. Irgendwie kam sie aus dem Nichts. Ich bin einfach nur überrumpelt und schaue hilflos in das grummelige Gesicht von Matthias, der wahrscheinlich innerlich mal wieder facepalmt, dass ich mich von solchen Tricks über’s Ohr hab hauen lassen. Trotzdem find ich die alte Dame sympathisch und finde es auch irgendwie ok, dass sie auf diese Art und Weise ihr Geld verdient.

Durch die kleinen Gassen im Stadtteil Albaicín laufen wir weiter nach oben. Orientalisch geht’s hier zu. Überall Gewürze, Tücher, bunte Lampen, Fliesen mit den typischen Formen, Shishas und Menschen, die feilschen wollen. In einer kleinen Tapas-Bar wollen wir eigentlich nur etwas trinken, doch bekommen zu jedem Getränk Tapas hinzu. Das ist in Andalusien selbstverständlich! Wir hätten es nicht für möglich gehalten, doch wir bezahlen am Ende nur die Getränke.

Siesta in Granada, auch für die Kleinen

Wie man sich in Granada oder Andalusien unter anderem ein Mittagessen über Getränke finanziert, könnt ihr > hier nachlesen

Die Kirche nach einer Runde Paintball zocken.

Wir möchten noch einen Blick auf die Alhambra erhaschen und laufen dafür die engen Gässchen hoch, die mit kleinen, glatten Steinen gepflastert ist. Da der Regen an diesem Tag sehr standhaft ist, fällt der Rückweg nach unten sehr schwer. Wir halten uns an uns, Mauern, Geländern, Türen und allem, was wir zu fassen bekommen fest, damit wir uns nicht die Stadt runterkugeln.

Achtung rutschig! Überall in Granada wenn es geregnet hat!

Unsere Zeit in Granada ist abgelaufen, gerne würde ich noch mal wieder kommen – im Sommer, wenn alles blüht, die Gässchen gefüllt sind mit Menschen, die bei Tapas und Wein sitzen. Wenn man vor der Hitze, in die kühlen Straßen zwischen all den wunderschönen Häusern flüchtet. Und um ein ganz besonderes Foto zu machen. Meine Eltern waren, kurz bevor ich geboren wurde, auch dort unterwegs und ich konnte mich an ein Foto meiner Mutter, in einem roten Kleid erinnern. Als Kind hab ich die Fotos meiner Eltern und deren Reisen so geliebt und sie mir immer wieder angeschaut, als die dicken Fotoalben noch sieben Zentimeter Breite im Regal einnahmen. Wir waren genau an diesem Ort, wir haben genau den gleichen Ausblick gehabt – ich hätte gerne genau das gleiche Foto, nur ist mir diese Idee erst viel zu spät gekommen.

Über 30 Jahre sind schon vergangen.

Wetterglück in Almeria

Auf uns warten kleine Betten und ein karges Jugendherbergszimmer in Almeria.

Da es nur ein kleines Zeitfenster der Trockenheit mit Sonnenstrahlen gibt, nutzen wir dieses für einen Spaziergang durch die maurische Festung von Almeria und schauen uns den Hafen an. Der Hafen ist klein und ungemütlich gerade. Es stürmt, die Wellen brechen weit über den Wellenbrecher und verpassen uns eine Salzwasserdusche. Ein deutsches Pärchen sitzt auf einem Segelboot, welches extrem krängt. Ich werde an Matthias’ Rodeoritt in Mali Losinj erinnert. Sie sitzen seit mehreren Tagen hier fest, das Wetter ist nicht auf ihrer Seite. Eigentlich wollen sie weiter nach Gibraltar. Ich hoffe, sie haben es mittlerweile geschafft! Im Supermarkt finden wir unser neues Lieblingsgetränk – Tinto de Verano. Ein Sixpack Gönnung verschwindet im Kofferaum des Corsas. Man darf es eigentlich gar nicht erzählen, aber zum Abendessen gibt es Burger und Fritten von Burger King in einem riesigen Einkaufszentrum, die in Spanien anscheinend üblich sind.

In Almeria ist es ganz schön windig.

Wir haben Glück, die Sonne kommt raus, als wir unser Auto vor der Festung parken

Auch hier gibt es eine kleine Alhambra – Matthias gefällt es hier sogar besser.

Almeria

Cabo de Gata – Das Naturschutzgebiet am Mare del Plastico

Cabo de Gata ist ein Naturschutzgebiet am Meer, wo das Plastikmeer, die Gewächshäuser Südspaniens aufhören. Dort soll es Flamingos geben, die in den Salinen nach Nahrung suchen. Als wir vor den Salinen stehen, können wir sie nur als kleine Minipunkte am Horizont ausmachen. Durch kleine, schöne, verlassene Dörfer fahren wir zu den Sirenas und schauen auf’s Meer. Dabei kommt Heimweh nach ELMO auf, Meerweh und das Verlangen, wieder unter Segeln zu einem schönen Ankerplatz zu gelangen. Bald!

Fast wie in Köln 😉

Las Sirenas

zu besuch in cartagena

In Cartagena wartet noch ein kleines Highlight! Jonna, Donna und die Tangaroa. Jonna habe ich über Instagram kennengelernt. Sie startete mit Mark, der kleinen Boston-Terrier-Dame Donna und ihrem neuen Zuhause, dem Segelboot Tangaroa, letztes Jahr in Kroatien. Mit vier Stopps sind die drei Verrückten durchgehackt. In nur ein paar Wochen von Kroatien bis nach Cartagena.

Über der Stadt.

Funky Streetart

In Cartagena angekommen, versucht sich Jonna nun als Einhandseglerin und hat unglaublich viel zu tun. Die Liste der Bootprojekte ist lang. Aber Jonna hat einen Traum – mit der Tangaroa und Donna zu den San-Blas-Inseln – und dieser ist unumwerflich. Wir sind beeindruckt, mit welcher Hingabe sie ihren Traum verfolgt, mit welcher Energie sie alle Projekte auf der Tangaroa durchzieht und mit wie viel Humor sie Unvorhergesehenes einfach annimmt! Hut ab, Helm auf und die Ärmel nach oben krempeln! – Du schaffst das! Da sind wir uns sicher! Wir verbringen einen wundervollen Tag in der Stadt, im lebhaften Hafen von Cartagena und vergessen beim Quatschen die Zeit.

Bei Jonna und der Tangaroa vorbei schauen > hier lang!

Donna <3

mietwagenpech 

Der nächste Morgen beginnt mit einer Bastelstunde am Mietwagen. Der Tankdeckel will nicht aufgehen und das Auto hat nur noch Sprit für 160km. Das sind mindestens 300km zu wenig! Nach stundenlangem Entfernen sämtlicher Verkleidungen im Kofferaum, haben wir den Fehler gefunden, hängen einen Bowdenzug an gänzlich anderer Stelle als logisch im Kofferraum aus, ziehen händisch daran den Sperrstift am Tankdeckel zurück und können endlich tanken. Vielen Dank nach Rüsselsheim für diesen wunderbar komplizierten Mechanismus.

Einfach mal abtauchen!

Unsere Füße sind müde vom vielen Laufen, trotzdem schlendern wir am nächsten Tag noch einmal durch die Straßen, während Jonna das alte Radar von Tangaroas Mast baut, welches wir mit nach Valencia nehmen. Dort soll es ein Franzose abholen, der es gekauft hat. Radar im Mietwagen, begeistert von der guten Liveaboard Community in Cartagena, sagen wir „Tschüss!“.

Wahnsinnige Gebäude – alles aus Marmor!

ELMO wartet auf uns im Hafen. Wir freuen uns auf unser kleines, schwimmendes Zuhause und sind noch komplett übermannt von den ganzen Eindrücken des Roadtrips! Durch die Mandelfelder fahren wir Richtung Valencia. Es wird Frühling! Auch die Stadt bereitet sich darauf vor. Überall knallt täglich Feuerwerk nach Plan. Über den Straßen hängen Valencia-Flaggen, Plätze werden abgesperrt, Zelte aufgestellt. Es ist die Zeit der Fallas in Valencia! Vielleicht ein guter Ersatz für die verpasste Karnevalszeit. 😉

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