Leinen los! Elmos Reise geht weiter – Von Valencia nach Ibiza im Frühling!

Gegenwind beim Joggen ist ein Arschloch! Da hat man sich aufgerafft und will den Winterspeck feierlich wegsporteln und dann kommen 28 Knoten Gegenwind. Hochroten Kopfes erreiche ich den Kiosk und kaufe Zigaretten. Bescheuert! – Eigentlich ganz schön widersprüchlich! Die Kiwis strampeln gegen den Wind zum Einkaufen und feuern mich an – ich bin nicht in der Lage, Konversation zu betreiben. Vorbei an den alten Boxengassen der Formel-1-Strecke, verlassen, leer, dreckig, wie arme, ausgeschlachtete Skelette stehen sie dort rum. Den Fischmarkt lasse ich links liegen, der Geruch und die Geräusche, das Handeln und Lachen der Leute verfolgen mich noch ein bisschen, jetzt hab ich Rückenwind! Zurück an K39 verschwinden auf direktem Weg 2 Liter Wasser in mir. Mein Körper dankt mir drei volle Tage mit dem Muskelkater des Grauens.

Millau hängt im Cockpit ab, menschliche Probleme interessieren ihn nicht.

UNERGRÜNDLICHER STAU ZWISCHEN TOILETTENSCHÜSSEL UND SCHWARZWASSERAUSLASS

Der Tag, an dem wir Philipp und Alena abholen, kommt immer näher. Genauer gesagt ist es schon heute Abend. Die To-Do Liste ist pickepackevoll. Toilette sauber machen, aufräumen, staubsaugen, durchwischen, Elmo von außen fit machen, alle Dinge, die man bei Schwabbel nicht mehr benutzen kann, wegräumen, einkaufen … wir bleiben beim ersten Punkt hängen. Toilette sauber machen. Irgendetwas stimmt da nicht. Wie es sich am späteren Abend herausstellt, ist auf unergründliche Weise ein feuchtes Toilettenpapier mit in den Tank gewandert. Auf einem Boot kommt im Normalfall nur das in die Toilettenschüssel, was einmal durch den Mund aufgenommen wurde und sich durch den menschlichen Darm, seinen Weg nach außen gebahnt hat!

ALLES ANDERE FÖRDERT MITTELGROSSE KATASTROPHEN. GENAU DIESE HABEN WIR JETZT.

Alles spülen, pumpen und bitten und betteln hilft nicht. Immer wieder verstopft irgendetwas. Wir können nicht fest machen, wo sich genau die Verstopfung aus der Hölle befindet. Die Nachbarn helfen mit Reinigungstabletten für Babyfläschchen, die wir aus Nächstenliebe zu unseren Unterwassernachbarn dann doch lieber nicht benutzen, lieb gemeinten Ratschlägen und düsterem Humor, nicht alles schwarz oder eben in unserem Fall braun zu sehen, vom Steg. Die Unkontrollierbarkeit der Dinge wird uns mal wieder bewusst als wir auf die Uhr schauen, nicht einen Punkt von unserer To-Do-Liste gestrichen haben und eigentlich schon auf den Klapprädern Richtung Metro sitzen sollten. Auf dem Weg dorthin werden 4 Essigflaschen eingepackt, die hinterher im Schwarzwassertank landen sollen, beinahe ein armer alter Spanier über den Haufen gefahren, der hinter einer Häuserecke hervorschoss und Hunden ausgewichen, die auf Fahrradstrecken ihren Haufen setzen.

Bald schon wird es wieder so aussehen. 4 Fußpaare für ELMO.

MEINE AUGEN SUCHEN NOCH NACH DEN BEKANNTEN SILHOUETTEN AUF DER ROLLTREPPE ALS EIN ROT WIRBELNDER HAARSCHOPF AN DER ANDEREN SEITE DER STRASSE WINKEND AUF- UND ABHÜPFT.

Oh ja! – Der Moment wenn man ein paar der wichtigsten Personen im Leben wieder umarmen kann. Wunderbar. Diesen Moment wünscht man sich ewig festhalten zu können. Aufgeregt wird geschnattert was das Zeug hält, ein gemeinsames Rauchopfer gebracht und mit der Abendsonne im Rücken der „Heimweg“ angetreten. Wir durchqueren eine Prozession, die mit Trommelsound startet. Mit ihren spitzen Mützen sehen die Herrschaften aus wie der Ku-Klux-Klan, der durch die Straßen zieht. Es ist jedoch die Semana Santa – die heilige Woche. Sie beginnt am Palmsonntag und geht bis Ostersonntag. Die Prozessionen sind der wichtigste Bestandteil der heiligen Woche. Büßer tragen Spitzhauben, die der Anonymität dienen. Einige tragen ein freies Gesicht und dafür ein Kreuz auf ihren Schultern.

Semana Santa – Prozession in den Straßen von Valencia

Nachdem jeder sein Plätzchen auf ELMO wieder eingenommen hat, wärmen wir uns mit Rum-Cola von Innen und freuen uns auf ein warmes, weiches Bett und die konstante Wärme des Heizlüfters.

AUCH AM NÄCHSTEN MORGEN HABEN SICH DIE TOILETTENPROBLEME NOCH NICHT IN LUFT AUFGELÖST UND SCHNELL STEHT FEST, DASS JEMAND BUCHSTÄBLICH IN DIE SCHEISSE GREIFEN MUSS.

Ich entscheide mich dafür, da Matthias in den letzten Wochen genug „Habe-ich-keinen-Bock-drauf-muss-aber-gemacht-werden-Jobs“ ohne zu Jammern vollbracht hat.

Von außen Teamwork

Und von innen auch. Alle weiteren Bilder ersparen wir Euch!

Blitzeblank! Auch der Schwarzwassertank sieht jetzt wieder aus wie neu…

Nach einer unendlich langen Dusche bemerken wir, dass der Tag mal wieder wie im Flug vergangen ist und entscheiden uns für ein letztes fantastisches Essen mit viel zu leckerem Wein im Restaurant Panorama.

Am Abend laufen wir durch den kompletten Hafen Valencias ein letztes Mal ins Panorama.

BYEBYE VALENCIA – HALLO IBIZA

Das Wochenende soll stürmisch werden, die Abfahrt auf die Balearen wird so auf Sonntagnacht, oder Montag in der Früh verschoben.

Samstags radeln wir im Gegenwind abwechselnd zum Einkaufen, Alena hängt im 45 Grad Winkel im Wind. Zu guter Letzt wird dann doch ein Taxi gerufen, das uns auf bequemere Art und Weise die Einkäufe bis vor die Tür bringt.

DENN GEGENWIND BEIM EINKAUFEN IST AUCH EIN ARSCHLOCH!

Alena an Bord

Philipp auch 😉

Ein letzter Abend mit den lieb gewonnenen Nachbarn geht nun zu Ende. Wir müssen Abschied nehmen. Von den Kiwis, von Stephen und Mercedes, von Scorpi (eine 64 Fuß Oyster Yacht, die uns manchmal die Nerven raubte, weil wir Angst hatten, dass sie uns eines Tages mit ihren um die 40 Tonnen doch einfach zerquetscht) und von unserem Liegeplatz K39, der ein sicheres und schönes Zuhause für den Winter war.

Alex

Darren

Stephen

Mercedes

Um 3 Uhr in der Nacht machen wir die Leinen los. Der Hafen ist ruhig, durch die vielen Lichter und den Vollmond aber hell erleuchtet. Pure Vorfreude auf Ankern in Buchten, Natur und blau macht sich breit. Kurz vor der Hafenausfahrt hören wir das Knattern eines Dinghis. Der Mariniero. „Hey ELMO, wann kommt ihr wieder zurück?“ „Wahrscheinlich niemals – wir fahren nach Osten! Adios und Gracias!“ „Ok – gute Fahrt ELMO!“ Uff, jetzt wird man doch ein wenig melancholisch! Die See ist ruhig. Matthias und Alena übernehmen die Schicht, Philipp und ich liegen in den Kojen und können nicht schlafen. Irgendwann setzt der Dämmerschlaf aber doch ein. Kurz vor Sonnenaufgang, dann wenn Alena auch schon wieder in der Koje steht und sagt, dass wir uns dieses Schauspiel nicht entgehen lassen dürfen!

Kurzer Blick aus der Koje

Und dann geht’s raus zur Schichtübernahe.

Das sind die wunderschönen Momente. Wenn man morgens dort sitzt, zusieht, wie sich die Sonne durch die Wolken hochkämpft, kein anderer in Sichtweite ist, wenn man einfach nur dasitzen und staunen kann. Die Überfahrt nach Ibiza verläuft recht unspektakulär, wir haben Zeit reinzukommen, zu segeln, zu quatschen, zu schlafen, dichten ein Dönerlied, da Matthias gerade von einem großen Dönerteller träumt und Philipp eine wunderschöne Geschichte vom Siegener Dönermann parat hat. Das Verlangen nach dem Fleisch vom Spieß mit scharfer Sauce und oh Mann… anderes Thema! Delfine begleiten uns ein ganz schön langes Stück und bleiben nah an ELMOs Bug. Gerade in der favorisierten Bucht auf Ibiza angekommen entdecken wir ein Fischerboot. Die ganze Bucht ist mit Netzen ausgelegt. Kein guter Ort den Anker fallen zu lassen! Wir ziehen weiter und werden schon bald fündig.

SCHON WÄHREND DER ANKER FÄLLT, LIEGT DAS Entrecôte IN DER PFANNE.

Dass wir nach einer Woche mit den beiden nicht kugelrund durchs Boot rollen, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären! Ob es nun Hähnchenschenkel auf einem Gemüsebett, vegetarische Frikadellenkooperation aus Reis und Karotten mit selbstgemachter Sourcream, Entrecôte mit Rosmarinkartoffeln oder Pinienkernnudeln sind, die sich in einer Sauce aus Fetakäse suhlen, man kann nicht aufhören zu essen. Die beiden holen alles aus unseren 2 Gasflammen und dem kleinen Ofen raus, was nur geht. Phantastisch!

Diese Zaubereien sehen dann z.B. so aus!

Und bei solch einem Ausblick lässt sich so ein Essen noch besser genießen!

DIE SCHÖNSTE BUCHT VON IBIZA – GANZ ALLEIN FÜR ELMO! 

„Es geht weiter in die schönste Bucht von Ibiza!“ verkündet Matthias am grauen, wolkenbehangenen Morgen beim Kaffee. Das Wetter sieht nach Ostsee im Herbst aus. Der Wind bläst kalt ins Gesicht. Nur mit Genua rennen wir 5 Knoten. Philipps No-Pants-Day fällt aus. Passend zum Wetter steht der Jogginghosenbäcker in ELMOs kleiner Küche und backt Zimtschnecken. Sobald diese im Ofen verschwinden, kommt auch schon die Sonne raus. Die Bucht ist riesig, überall kann man auf Sand ankern. So viel Platz, sodass wir gar nicht wissen, wo wir jetzt das silberne Metall im Meer versenken sollen. Wahnsinn! Gar nicht auszudenken, wie rappelvoll die Bucht im Sommer ist. Zu warmen Zimtschnecken hängen wir an unserem kleinen ruhigen Ort in ELMOs Cockpit ab und lassen uns wohlig schaukeln, während wir uns des Lebens freuen. Auch der karamellisierte Zucker wird noch aus der Backform gekratzt.

Zwei Möven hängen wie kleine Bojen hinter ELMO rum und bleiben unsere Nachbarn. Es fällt nichts ab aber die zwei sind standhaft. Als hätten sie nichts Besseres zu tun, warten sie einfach geduldig ab, bis vielleicht doch noch etwas abfällt? Keine Chance! Wir erkunden ein wenig die Gegend, bemerken, dass das Wasser doch noch zu kalt zum Schwimmen ist, die Jungs machen einen kleinen Ausflug mit Babyelmo und der Drohne. Alles fein hier in der schönsten Bucht auf Ibiza. Bis der Schwell kommt und uns noch sanft zum Weiterziehen bewegt. In Sant Antonio, da wo das berühmte Café del Mar ist, soll der nächste Ankerplatz auf uns warten. Auch ein Mövenpaar sitzt, bereit zur Futteraufnahme, schon an Ort und Stelle und macht lautstark auf sich aufmerksam, während sich auch dort wieder der Anker in Sand gräbt.

Meckernder Nachbar.

DAMIT DER SCHWELL UNS NICHT NOCH EINMAL QUER KOMMT WIRD DER ZWEITANKER AUS DER BACKSKISTE GEHOLT.

Das Ausbringen verläuft nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Mit Motoreinsatz und Bugstrahlruder kommen wir nicht so nahe an Matthias ran, dass er uns die Bleileine übergeben kann. Die Kette des vorderen Ankers zieht uns immer wieder nach vorne, der Wind kommt von der Seite und ich habe keine Lust auf waghalsige Manöver oder noch mal komplett neu ankern. An Land steht ein Golden Retriever, der Matthias fokussiert, anbellt und anscheinend retten möchte. Jegliche Rufe und Pfeiffereien des Besitzers werden ignoriert und er springt mit Anlauf ins Meer um Matthias und Babyelmo zu retten. Nach ein paar Sekunden, im Zwiespalt mit Besitzerkommandos und Retriever-Mensch-in-Boot-helfen-wollen-Syndrom, gibt er aber auf und schwimmt zurück an Land. An die Bleileine wird noch schnell eine 30 Meter Schwimmleine befestigt, so können wir uns langsam an den Zweitanker ranwinschen. Alles fein. ELMO liegt mit der Nase im Schwell. Am nächsten Morgen geht das ganze Spielchen, nachdem verschiedene Rückholstrategien entwickelt wurden, rückwärts, nur mit Philipp im Dinghi. Mit viel Manneskraft zieht er sich gegen den Wind an der Bleileine zum Zweitanker und holt ihn wieder raus. Der Wind und die Böen sind beachtlich. Matthias scheut sich ein wenig davor in den Hafen zu fahren. Nach einem kleinen Ankerstop vor dem Hafen von Sant Antoni fahren wir in ein paar ruhigen Minuten hinein. Das Anlegemanöver klappt hervorragend und Matthias hat sich meiner Meinung nach mal wieder zu viele Gedanken gemacht. Aber besser Vorsicht als Unfall. Endlich kann uns Enrique, der Heizlüfter, wieder einheizen. Die Balearen im Frühling mit dem Boot zu besuchen ist zwar unglaublich schön, aber doch auch noch ziemlich kalt. Wir zelebrieren die sauberen, großen Duschen und schrubben uns ausgiebig.

JA – AUF EINEM BOOT SOLLTE MAN SICH RIECHEN KÖNNEN!

Im Hafen von San Antoni

San Antonio ist eine Partystadt. Unschwer an vielen, bunten, flackernden Lichtern zu erkennen. Nur die Leute fehlen. Es ist noch keine Urlaubszeit. Die Lichter flackern trotzdem. Geschniegelt und gestriegelt laufen wir durch die Gässchen und finden ein wunderbares, kleines Restaurant mit ibizenkischer Küche. Wir flaxen mit dem Kellner, fühlen uns wohl in dem kleinen Räumchen, das auch hätte ein Wohnzimmer sein können und sind uns einig, dass wir ein spitzen Lokal ausfindig gemacht haben. Hinter uns, in einer kleinen Nische, hängen landestypische Leckereien, Öle und Schnapsfläschchen stehen in einem kleinen Regal, eine Sobrasada (Lecker!) baumelt dort herum, alles mit viel Liebe dekoriert. Es gibt Allioli, Oliven und selbst gebackenes Brot, einen ibizenkischen Kartoffelsalat als Vorspeise, einen verrückten Grünkohleintopf mit Paprikapulver, Cannelonis, Fleischpieße und Steak zum Hauptgang. Aber das Dessert toppt alles. Selbstgemachte Cremé Catalan, Pofiterolles, ein Minze-Ziegenkäsekuchen und zwei weitere Kuchen, deren Bestandteile ich nun nicht mehr auf die Reihe bekomme! Und ein Schnaps aufs Haus ist auch noch drin! Der Kellner will Matthias necken und hat sein Schnapsglas „vergessen“, Matthias hält ihm sein Wasserglas entgegen. Der Kellner kontert, indem er das Wasserglas kurzum mit dem Selbstgebrannten füllt. Ein guter Abend und ein schöner letzter Abend für die Beiden, denn morgen müssen wir schon wieder „byebye“ sagen!

RUM IST SCHON WIEDER DIE ZEIT ZU VIERT AUF ELMO.

Ohne Philipp und Alena wären wir wahrscheinlich noch einen Monat in Valencia hocken geblieben. Gut so! Schön, wieder unterwegs zu sein!

KLATSCHMOHN !!!!

Die Insel blüht!

Wir fahren durch die Felder und riechen den Frühling!

Am nächsten Morgen ist es soweit. Nach ein paar Croissants auf die Hand und einem Kaffee tapern wir zur Taxistation. Auf Wiedersehen ihr tollen Menschen! Wir vermissen euch jetzt schon!

Wir stocken noch mal richtig auf, denn der Lidl ist nur 3-5 Minuten mit dem Klapprad entfernt. Das ist Wahnsinn! Ein unglaublicher Zeitgewinn im Gegensatz zu Valencia. Auch einen Welcome-Drink dürfen wir uns noch in der Marina Bar abholen. Wir bestellen Bier und Fanta. Der Welcome-Drink ist eigentlich Champagner – wird uns gesagt. Poshlife! Wir bezahlen Bier und Fanta. Den Champagner lassen wir auch nicht umkommen.

UNSER HERD HAT ANSCHEINEN AUCH MITBEKOMMEN DAS PHILIPP UND ALENA WEG SIND UND GIBT SOLIDARISCH DEN GEIST AUF.

Mehrfach baut Matthias ihn auseinander und wieder zusammen. Vieles wird ausgeschlossen, ein Grund für den Ausfall auch! Wir wissen nicht mehr weiter. Es ist nicht der Thermoregler, es ist nicht die Gasflasche, es ist auch nicht der Druckregler. Alles ist sauber. Zum X-ten Mal alles ausprobiert. Es muss jemand her, der davon Ahnung hat und uns sagen kann was da los ist. Den gibt es aber erst auf Mallorca. Nach einiger Zeit geht endlich die kleine Flamme wieder. Der Ofen auch. Mit einer kleinen funktionierenden Gasflamme und dem Ofen geht es also weiter. Raus in die Buchten, rüber nach Mallorca, wenn’s das Wetter zulässt.

DAS WETTER WIRD GARSTIG! UND STELLT UNS BALD GANZ SCHÖN AUF DIE PROBE!

Die ganze nächste Woche verstecken wir uns, laufen Wind, Welle und Sturm davon. Befinden uns mit einer weiteren Yacht in San Miguel im Mixer. Schlafen wenig, beschränken unsere Aktivitäten auf Lesen und warm halten. Müssen uns selber zurückhalten, damit nicht die Laune kippt und wir uns anzicken. Sehen dem Regen zu, der sich über ELMOs Luken ergießt, manchmal so doll hinabpeitscht, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht und ELMO in ein sanftes ockerfarbenes Kleid aus nassem Saharasand hüllt. In einem kurzen Anflug von Sommer schaffen wir es mit dem Dinghi an Land und vertreten uns die Füße.

So schön kann es dann aussehen wenn der ganze Spuk für kurze Zeit vorüber ist!

Niemand da! – Nur wir!

Dann geht’s auch schon wieder los, denn die Bucht bietet laut Forecast keinen Schutz mehr. Um die Nordspitze rum und plötzlich kommen uns hohe Wellen entgegen. Eigentlich wollten wir doch nur um die Ecke um uns dort schnell einzumuggeln, aber daraus wird nix! Die Welle steht genau in die Bucht rein. Wir brettern gegenan. ELMO stampft und knallt in die Wellentäler. Es ist rau! Die Cala Llonga sollte uns guten Schutz bieten können. Als wir dort ankommen, sind wir fix und fertig! Aber wir haben heißes Wasser. Die warme Dusche soll der einzige Luxus für die nächsten zwei Tage werden!

Dort gab es noch keine Welle…

Obwohl Matthias alles Mögliche bedacht hat, wird auch die Cala Llonga zur Waschtrommel. Wir verpassen den Moment um einen Zweitanker auszubringen, der uns mit der Nase im Schwell hält! Rückblickend betrachtet – zum Glück! ELMO wird hin- und hergeschmissen und wir in ELMO und unsere Gedanken in unseren Köpfen. Man versucht zu funktionieren, nicht auszurasten, was soll es schon bringen in solch einem Moment? In der nächsten Sekunde ist man einfach nur froh, das man sich hat, in der darauffolgenden denkt man, was zur Hölle machen wir hier eigentlich?! An Schlaf ist nicht zu denken. Mir wird zum ersten Mal auf ELMO schlecht. Nicht jetzt auch noch seekrank werden! Wir hoffen, dass der Anker hält. Es ist kalt. Die Luftfeuchte hängt überall, wie ein dicker, nasser Teppich. Riesige Wellen brechen sich am Morgen links und rechts an den Felsen. Wir müssen hier weg! Ich atme auf, dass wir nicht bei diesen Bedingungen den Zweitanker einholen müssen. Total übermüdet holen wir den Anker hoch und stampfen durch die Welle aus der schlauchförmigen Bucht. Uns ist nach Marina, nach Schlaf, nach warmen Wasser, danach Enrique an die Steckdose zu packen, das Ölzeug auszuziehen und einfach Ruhe zu haben, etwas zu essen, ELMO und uns in Sicherheit zu wissen!

Wir steuern den Hafen von Santa Eulalia an!

Irgendwo ist immer ein kleines Licht!

 

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