Der Zufall ist ein toller Begleiter! Länderhopping, Menschen treffen und Gewitter trotzen – das alles passt in den Mai!

Tommy nimmt unsere Leinen in Andratx entgegen und fragt, wie es draußen war.

„Rodeo!“ sag ich und bin froh fest zu sein.

Die Backen glühen vom kalten Wind wie glimmende Kohlen vom Grill. Einen Tag noch und dann geht es über den Wolken ins sommerliche Deutschland. Während wir uns in Ölzeug hüllen, die Feuchtigkeit kaum aus ELMO und unseren Gliedern bekommen, brät man in Deutschland bei sommerlichen Temperaturen vor sich hin. Unvorstellbar! Um an Land zu kommen, wollen wir das Dinghi ins Wasser lassen. Eigentlich reine Routine mittlerweile. Dann gibt es einen Knall, der uns durch Mark und Bein geht. Die Leine ist gerissen und das Dinghi treibt von dannen. Das Fall hat sich, samt gerissener Dinghi-Leine, ins Masttop verzogen.

Sport am Morgen ist Mord!

Da das alles noch nicht genug ist, fegen zusätzlich heftige Böen durch die Bucht. Ach bitte!?! Muss das sein??? Das Dinghi bekommen wir gerade noch mit dem Bootshaken geschnappt. Bootsmannsstuhl an und schon klettere ich, mit Matthias’ Hilfe, mal wieder in den Mast. Dieses Mal geht’s nicht ganz so sorgenlos nach oben, denn eigentlich gehe ich immer doppelt abgesichert nach oben, doch meine zweite Sicherheitsleine ist die, die jetzt klimpernd an ELMOs höchstem Punkt hängt.

Möven über den Häusern von Andratx

Möven über den Häusern von Andratx

ELMO, mal wieder von Oben, in der Bucht von Andratx

Gerissene Dinghi Leine

Das wars! Die Leine landet sofort im Müll.

Die Böen pfeifen mir ins Gesicht, noch fester als sonst kralle ich mich mit den Händen an den Wanten und den Beinen am Mast fest. ELMO schaukelt sich immer wieder ganz schön auf, wenn Boote mit 20 kn durch die Badebucht rauschen! (Ok, das war jetzt dezent übertrieben, doch genau so fühlt es sich hier oben an!) Oben angekommen, habe ich ein wenig Zeit durchzuatmen, nachdem das Spifall mich nun ebenfalls absichert. Genug Aufregung für heute. In Andratx reihen sich Kunstgalerien und Immobilienmakler abwechselnd aneinander. Ein schickes Örtchen mit Restaurants und einem Fischmarkt an der Strandpromenade. Wir schlendern durch die Gassen, betreten ein dunkles Gotteshaus und entdecken Boutiquen von durchgedrehten Designern, die man aus dem „Hirn-kaputt-TV“ kennt.

Byebye ELMO, hallo Deutschland.

Am Abend wird alles Essbare, was wir noch finden, zusammengeworfen, die Leinen an der Vorschiffsklampe aufgedoppelt, um 5 in der Nacht wird uns der Wecker aus dem Schlaf reißen. ELMO bleibt, so lange wir in Deutschland sind, an einer Boje. Das ist wesentlich erträglicher für die Geldbörse als 3 Tage Hafen zu bezahlen und sicherer auch. Bei der Vorstellung, am Transit-Steg zu liegen, während jeden Tag zwei Nachbarn ein- und ausparken, während wir nicht da sind, lässt es uns schon die Haarpracht ergrauen. Vor der Boje kann ELMO schwojen und Pirouetten drehen, wie er möchte und Boote können mit genügend Abstand drum herum manövrieren.

Distel

In der Dunkelheit des Morgens machen wir alle Ventile zu, schalten die Batterien ab, packen unser spärliches Handgepäck und knattern mit dem Dinghi durch die Bucht. Beim Bezahlen im Bus fällt mir auf, dass mein Portemonnaie nicht mit uns auf der Reise ist. (Übrigens – beim Busfahren in Spanien sollte man immer bedenken viel Kleingeld in der Tasche zu haben, denn Scheine jenseits von 20 EUR werden nicht genommen.)

Meine fehlende Geldbörse versetzt mich gelinde gesagt in einen Ausnahmezustand.

Der Busfahrer quatscht irgendwas von „Ich nehme euch mit, aber geht euch eine Cola kaufen und bezahlt dann mit dem Wechselgeld die Fahrt!“ Matthias muss an einer Bar aussteigen, der Bus macht die Türen zu, wartet eine Minute und fährt plötzlich weiter. Ohne Matthias. Zum Glück nur um den Block, denn ein Auto sollte nicht hinter dem Bus auch noch ins Warten geraten. Matthias wird wieder eingesammelt, kann mit Kleingeld blechen. Puh! Auch wenn wir die Reisepässe dabei haben, liegen Perso, Krankenversicherungskärtchen und Führerschein auf ELMO. Unangenehm. Findet nun auch mein Magen und macht sich mehrfach auf der Fahrt bemerkbar, wie auch die Blase, die mit Kaffee prall gefüllt ist.

Eventreisen mit Pfeffer-Bickel-Tours.

In Santa Ponça hechte ich aus dem Bus ins nächste Café, welches gerade die Pforten für die Putzkolonne öffnet. Kurz darauf empfängt mich Matthias mit den Worten „Komm schnell, der Bus ist noch da, eine andere Frau hatte auch kein Kleingeld!“ und schon sitzen wir im gleichen Bus, völlig außer Atem, in Richtung Flughafen. Die relaxte Wartementalität der Spanier hätte ich auch mal gerne! – gerade in solchen Situationen!

Ein Angler am Fluss in Andratx.

Ein Angler am Fluss in Andratx.

Ab nun läuft alles glatt. Keine weiteren Vorkommnisse, außer eine wunderschöne Zeit mit der Familie. Oh doch – da war ja noch etwas! Zwei Campingduschen, eine neue Abdeckung für unsere Duschpumpe (die habe ich nämlich in einem Sauberkeitswahn abberserkert. Das man den Auffangbehälter darunter gar nicht von Schmutz und Haaren befeien muss, haben wir erst am Telefon von dem netten Mitarbeiter der Duschpumpenfirma erfahren, der bei Matthias Beschreibung des Vorfalls herzhaft lachte und uns netter Weise für lau das Ding hat zukommen lassen), eine massive Zugentlastung für die Ankerkette und ein neuer Ankerwirbel warten schon seit längerer Zeit im Bickel’schen Haushalt auf uns. Auch nach langem Suchen in jeglichen Verpackungen taucht ein immens wichtiges Stück des Ankerwirbels nicht auf. Ein kurzer Anruf, schon wurde das fehlende Ding nach Sa Rapita auf Mallorca verschickt. – Wahnsinn! Wir sind unglaublich positiv überrascht, dass der Kundenservice zweier Firmen so gut funktioniert. Nach einem, wegen der deutschen Temperaturen, schweißtreibenden, wunderschönen Wochenende geht es schon bald wieder von einem der kleinsten Flughäfen Deutschlands (Nürnberg) zurück nach Spanien.

Bye bye Deutschland, hallo ELMO.

Mit ewig Verspätung und eineinhalb Stunden Busfahrt plündern wir noch schnell den Dönerspieß um die Ecke. ELMO liegt ruhig vor der Boje und wir fallen todmüde ins Bett.

Rosane Gerberas und andere Blumen auf Cafétisch in Andratx

Alles schön hergerichtet in Andratx.

Streetart in Andratx

Streetart in Andratx

Toby (der, der Matthias mit dem Segelvirus infizierte) und seine Freundin Milana haben sich angekündigt. Sie sind auf dem Weg von Barcelona nach Mallorca und wollen gegen Nachmittag in Andratx sein. Ich lerne noch ein wenig Dinghi mit Moped fahren, ohne mir beim Anmachen des Außenborders den Arm auszukugeln und wir machen Bekanntschaft mit Heidi und Peter, die mit ihrem Boot, schon als wir in Andratx ankamen, an der Boje hingen. Ein süßes, sehr herzliches Pärchen, bei denen man sich auf Anhieb wohl fühlt.

Die Beiden, wie könnte es anders sein, wohnen zwar in den Bergen, aber viel Zeit verbringen sie ebenfalls auf ihrem Katamaran im Mittelmeer.

Peter und Heidi haben eines der potentesten Dinghis, das ich je gesehen habe und Peter bietet an, uns damit zum Einkaufen zu fahren.

Unsere Trinkwasserreserven beschränken sich auf ein paar in der Bilge rollende Flaschen, also nehmen wir sein Angebot sehr gerne an. Baby-ELMO wäre wahrscheinlich schon auf den Meeresgrund gesunken, hätten wir nur die Hälfte unserer Wassereinkäufe in ihn geladen. Und dann kommt schon Toby mit der Riesenschüssel, einer Saba 50, am frühen Abend in die Bucht gecruised. Nachdem die Beiden fest gemacht haben heißen wir sie schnell willkommen. Kurz vor dem gemeinsamen Abendessen kommen wir mit dem Dinghi bei ELMO an, wollen uns nur schnell was Längeres anziehen. Die Luftfeuchte hat schon das komplette Boot inklusive Badeplattform in ein glitschiges Unterfangen verwandelt und so rutsche ich beim Aussteigen aus dem Dinghi aus und falle mit viel Schwung und mit samt meines kompletten Körpergewichtes auf mein Schienbein. Verdammter Mist! Das sind Schmerzen, ich ringe nach Luft während ich, wie ein auf dem Rücken liegender Käfer, auf der Badeplattform liege.

Beim Abendessen wächst mir ein dickes drittes Bein aus dem linken Schienbein und auftreten funktioniert auch nicht so richtig, aber das tut dem Abend keinen Abbruch.

Es ist schön sich mit den Beiden zu unterhalten und schön, jemanden zu treffen den man auch im letzten Jahr schon gesehen hat. Mit Toby und Milana ziehen wir weiter in die Cala Blanca.

Die Kiwis sind wieder da!

Die Kiwis sind wieder da!

ELMO unter Fahrt

ELMO unter Fahrt

ELMO und der Katamaran auf dem Toby und Milana leben in der Früh, kurz bevor sich die Beiden auf den Weg gemacht haben.

Toby und Milana fahren schon früh am Morgen los. Darren, der Frühaufsteher, hat noch schnell dieses Foto gemacht.

Hier unten, im Südwesten Mallorcas, kommt es uns so vor als würden wir jeden Zentimeter kennen. Zu oft sind wir hier schon rumgegurkt. In Santa Ponça stößt die Wanderlust zu unserer kleinen Flottille. Die Kiwis aus Valencia sind auch wieder unterwegs und es ist ein Fest sie wiederzusehen! Neuigkeiten werden ausgetauscht, alle sind froh aus den Betonmauern des Hafenbeckens raus zu sein und die kleine weiße Fledermaus ist auch mit von der Partie und genießt sichtlich das Dinghifahren. Schnell wird Wanderlust zum Treffpunkt, den Sundowner zu genießen, bevor Toby und Milana am nächsten Morgen schon wieder nach Ibiza segeln, um den Eigner des Bootes aufzusammeln. Oft schon haben wir versucht in Portals Vells den Anker zu schmeißen, aber immer war in dieser bildschönen Bucht mit glasklarem Wasser, verrückter Natur und schroffen, bis sandigen Felsen, mächtig Betrieb, sodass wir die Bucht ganze drei Male nicht zum Zuhause auf kurze Zeit gemacht haben. Doch heute klappt es. Mit Heckanker machen wir hinter den Kiwis fest und erkunden die Umgebung. Zum Abend hin füllt sich die Bucht, es wird mehrere Male umgeankert, Heckanker geworfen und ein vermutlicher Junggesellenabschied verlässt feucht fröhlich gröhlend mit Festbeleuchtung und guter Musik mitten in der Nacht die Bucht. Am nächsten Morgen liegen sie trotzdem wieder an Ort und Stelle. Respekt!

In Portals Vells gibt es an Land einiges zu entdecken. Durch ein riesiges Felstor kommt man in eine Höhle. Vor mehr als 550 Jahren strandeten hier Seeleute aus Genua. Nachdem sie in einen großen Sturm gekommen waren schworen sie der Mutter Gottes einen Altar zu errichten. Und hier steht er noch immer! „Ses coves de Mare de Déu“ (Die Höhlen der Gottesmutter).

In Portals Vells gibt es an Land einiges zu entdecken. Durch ein riesiges Felstor kommt man in eine Höhle. Vor mehr als 550 Jahren strandeten hier Seeleute aus Genua. Nachdem sie in einen großen Sturm gekommen waren schworen sie der Mutter Gottes einen Altar zu errichten. Und hier steht er noch immer! „Ses coves de Mare de Déu“ (Die Höhlen der Gottesmutter).

Matthias unter dem Felsentor in Portals Vells.

Matthias unter dem Felsentor in Portals Vells.

Gegen Mittag wird es uns zu voll hier und wir machen die Biege. Auch wenn Magaluf der Ballermann der Engländer ist, bietet der Strand wunderbaren Ankergrund und ist nicht weit von Portals Vells entfernt. Zu lautem Animateursgerede, Anfeuerungsrufen zum Trinken und dem Gröhlen des Partyvolks am Strand, machen wir neben Captain Rusty (einem alten verrosteten Segler, der wahrscheinlich schon Ewigkeiten sein Dasein genau hier fristet) fest. Magaluf ist echt hässlich, finden wir, doch die Ankerbucht hat in der Nacht einen riesen Vorteil! Als ein heftiges Gewitter über uns rollt, haben wir genug Platz um uns herum. Der Anker hält. Schlaftrunken sitze ich im Cockpit und schaue mir die Blitze an, als sich plötzlich ein Motorboot und ein Katamaran anfangen zu bewegen. Die Kiwis. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass deren Anker, mitten in der Nacht geslippt ist und sie umankern mussten. Auch ELMO malt am Morgen, als mal wieder Regen herunterpeitscht und Böen durch die Bucht zischen, ein seltsames Kunstwerk in den Schwojkreis des Ankeralarms, das so aussieht, als hätte uns irgendetwas ein paar Meter nach hinten versetzt. Den Schwojkreis vom Ankeralarm haben wir noch nicht durchbrochen.

Erst als ich den Anker lichte, bemerke ich, dass etwas nicht stimmt.

Etwas Blaues umarmt unseren Anker. Ein Schlauch? Nein! Um unseren Anker hängt ein hellblaues massives Geländerstück, das ich, mit nicht gerade wenig Kraftaufwand, erst einmal herunterangeln muss! Was so alles am Meeresgrund herumliegt. Vielleicht könnte das der Grund für das seltsame Kunstwerk in der Ankerapp gewesen sein, vielleicht ist es auch ein Anbauteil von Captain Rusty, das sich irgendwann einmal verabschiedet hat, oder irgendwer wollte sich mal wieder seines Mülles entledigen. Wir werden es nicht erfahren. Wir wollen weg. In eine ruhige Bucht.

Die Suche nach der Ruhe!

Ohne Jetski, ohne Motorboote, mit Natur. Ses Illetes, etwas weiter südlich, bietet nicht wirklich Schutz, der Schwell steht genau in die Bucht. Hinter der Landabdeckung ankern schon die Kiwis und ein weiterer Katamaran sowie ein dickes Motorboot. Wir geben auf und fahren wieder zurück Richtung Magaluf. Zu den Jetski, zu der wilden Partymeute, zum englischen Ballermann. Auf dem Weg entdecken wir doch noch eine kleine Bucht mit hohen Felsen. Hier fällt der Anker. Matthias geht schwimmen. Wir sind die Einzigen. Das tut gut. Die Freude über die kleine, noch sehr naturbelassene Bucht, hält bis um 5 in der Früh, dann schwabbelt uns der Schwell aus dem Bett. Nicht wirklich schlimm, denn wir wollen eh nach Sa Rapita, um das fehlende Teil des Ankerwirbels abzuholen. In unseren kleinen Köpfchen malen wir uns aus, dass wir schön im Schutze der Hafenmauer ankern können, mit dem Dinghi in den Hafen fahren um das Teil abzuholen. Es ist ein angenehmer Tag die Segel sind voll ausgepackt und es soll den ganzen Tag beständig 12 Knoten haben. Im letzten Drittel der Bucht von Palma nimmt der Wind zu. 20 Knoten stehen jetzt im Segel. Auch wenn der Wind nahezu achterlich kommt und ELMO eine angenehme Lage hat, müssen wir uns erst mal wieder ans Segeln bei etwas mehr Wind gewöhnen.

Die Nerven spannen sich mehr, je höher die Welle wird. Genau in diesem Moment kommt etwas wild zwitscherndes Gelbes angeflogen und sucht Schutz unter der Sprayhood.

 

Unter Fahrt geht es ganz schön ab!

Kein Sommer-Sonne-Urlaub

Kleiner Begleiter auf dem Wasser, ein Vogel.

Kleiner Begleiter

Unsere Bewegungen sind dem kleinen Kumpel wohl etwas zu viel und er saust wieder ab, nur um kurz darauf wiederzukommen und ins Innere von ELMO verschwindet. In unseren Hirnen macht sich das Bild eines mit Vogelschiss überzogenen Bettes breit, also versuche ich, den gefiederten Kameraden wieder nach draußen zu befördern, doch der hat es sich auf unserer Wäscheleine in ELMOs Salon gemütlich gemacht und schwingt dort lautstark vor sich hin. Irgendwann wird es ihm wohl doch zu schaukelig und er sucht das Weite. Vor der Hafeneinfahrt von Sa Rapita ballert es wie blöde. Aus der Vorstellung des geschützten, günstigen Ankerplatzes wird nichts! Wir brauchen ewig um die Segel zu bergen und die Fender rauszuhängen. Doch irgendwann passieren wir die schmale Hafeneinfahrt, die gerade entsandet wird und dadurch noch enger wird.

Trouble in Sa Rapita, bis einem das Adrenalin durch den ganzen Körper fließt.

Das Funkgerät des Marineros funktioniert anscheinend nicht richtig, weswegen ich immer hektischer hineinrufe, dass wir gerade in der Hafeneinfahrt sind und Hilfe beim Anlegen benötigen. Ich erhalte keine Rückmeldung. Der Marinero hört uns, wir ihn aber nicht. Schlussendlich kommt er nach geraumer Zeit, wir treiben bei mächtig Seitenwind im Hafen und Matthias hat viel Arbeit, ELMO zu kontrollieren. Dank der Hilfe des Marineros sind wir schnell fest. Keine 10 Minuten später, der Marinero ist schon nicht mehr zu sehen, kommt ein älteres, englisches Pärchen ohne Fender und ohne vorbereitete Leinen in den Hafen. Die Frau wird hektisch und versucht noch im letzten Moment alle Fender, die sie gut unter Deck verstaut haben, rauszuholen. Der Wind spielt einfach nur noch mit dem Boot, uns schießt das Adrenalin durch den Körper als sie sich mit ihrer Seite an unserer Mooringleine anlehnen.

Ekelhaft nahe, wir versuchen Contenance zu bewahren, abzufendern, das Pärchen zu motivieren mit Ruhe weiterzumachen und reden ihnen gut zu, während wir ebenfalls mit allen Kräften versuchen, die Yacht von ELMO wegzudrücken.

Sie entschuldigen sich mehrfach und hatten wirklich darauf gehofft sich im Hafenbecken in Ruhe auf die Anlegesituation vorbereiten zu können. Wir sind ein wenig stolz auf uns, dass wir nicht die Fassung verloren haben und dieses Mal mit Freundlichkeit einen Zusammenprall verhindert haben – wieder was gelernt!

Die Beiden brauchen nun ein kaltes Bier, ich hab extrem Mitleid mit den von Wind und Welle zerfledderten Engländern und schon bald sitzen wir gemeinsam auf ELMO und freuen uns, dass wir wieder einmal sehr nette, lustige, neue Menschen kennengelernt haben.

Nebenan sitzen Marion und Thorsten aus Deutschland und genießen ebenfalls die Ruhe des Hafenliegeplatzes. Am Abend sind wir nur noch zum Wäsche waschen zu gebrauchen. Alles, was wir sonst noch tun wollten, verschiebt sich auf den nächsten Tag.

Der Hafen Sa Rapita kurz vor dem Sonnenuntergang.

Der Hafen Sa Rapita kurz vor dem Sonnenuntergang.

So werden hier Dinghis und kleine Motorboote verwahrt.

So werden hier Dinghis und kleine Motorboote verwahrt.

Für jeden Liegeplatz gibt es noch ein kleines Kämmerchen.

Für jeden Liegeplatz gibt es noch ein kleines Kämmerchen.

Abspülen mit heißem Wasser, staubsaugen, aufräumen, aufproviantieren, ELMO von außen sauber machen, alles durchlüften und an seinen Platz verstauen. Es bleibt sogar noch Zeit den neuen Ankerwirbel einzubauen. Dieses massive Ding sieht auf jeden Fall vertrauenswürdiger aus als unser bisheriger Wirbel, der schon einen leicht gekrümmten Eindruck macht. In der nächsten Zeit wird sich herausstellen, ob der Neue einen guten und sicheren Dienst leistet. Das Ding ist auf alle Fälle so massiv, dass es schon ein paar Kilo mehr Ballast am Meeresgrund versenkt, als sein Vorgänger.

Alt gegen Neu. Der alte Ankerswivel ist schon ganz schön verbogen.

Alt gegen Neu. Der alte Ankerswivel ist schon ganz schön verbogen.

Matthias beim Einbauen.

Matthias beim Einbauen.

Alles fein für die Weiterfahrt und für das Austesten.

Alles fein für die Weiterfahrt und für das Austesten. Bling bling!

Ruhe finden!

Der Wind steht gut für Cabrera. Eine Naturreservat, für welches man im Vorhinein eine Boje mieten sollte und eine Genehmigung zum Passieren braucht. Schnell über’s Internet alles gebucht, nehmen wir, unter unglaublich angenehmen Segelbedingungen, Kurs auf diese wundervoll ruhige Insel. Auch als der Wind dreht, wollen wir die Segel noch nicht einpacken und segeln auf die äußerste rechte Spitze der Insel zu. Erst als nichts mehr geht, wird der Motor angeschmissen. Und dann beginnt der Urlaub. In purer Ruhe. Auf Cabrera.

Sonne tanken, schwimmen gehen, mit dem SUP-Board der Kiwis durch die Bucht heizen, lange Spaziergänge, Sonnenuntergänge. Ruhe. Entspannung. Schwellfreie Nächte.

Wind im Segel auf dem Weg nach Cabrera.

Wind im Segel auf dem Weg nach Cabrera.

Cabrera

Cabrera

Die Kiwis auf dem SUP-Board. Millau springt von einem auf das andere Board.

Die Kiwis auf dem SUP-Board. Millau springt von einem auf das andere Board.

Alex und Millau

Alex und Millau

Darren gibt uns Übungsstunden.

Darren gibt uns Übungsstunden.

Dreiste Nachbarn - Seemöven

Dreiste Nachbarn.

20 % der Pflanzenarten auf Cabrera gibt es nur an diesem Ort der Welt! Hier ein recht seltenes Exemplar der Schneckenhauspflanze ;).

20 % der Pflanzenarten auf Cabrera gibt es nur an diesem Ort der Welt! Hier ein recht seltenes Exemplar der Schneckenhauspflanze ;).

Zum Sonnenuntergang ging es ganz nach oben.

Zum Sonnenuntergang ging es ganz nach oben.

 

Und dann geht’s wieder weiter! Mit dicken Wolken zurück nach Mallorca. An die wunderschöne Ostseite. Enge Buchten mit riesigen Felswänden, die sich malerisch wie ein Schlauch zu kleinen Sandstränden winden. In der Cala D’Or bemerken wir früh am Morgen, dass wir dort ankern, wo man seit 2018 nicht mehr ankern darf und ziehen weiter in die Cala Mitjana. Wir haben die Bucht für uns alleine. Dann schaut ein Müllsammler vorbei, der alles Mögliche an Plastikmüll aus dem Meer fischt, fährt seine Runde und ist wieder weg. Wir haben uns breit gemacht. Mit Bug- und Heckanker mitten in die Bucht gelegt. Trotzdem finden am Nachmittag noch mehrere Boote einen Platz. Susanne von der Mistral liegt hinter uns. Die Einhandseglerin ist, wie es der Name schon sagt, alleine unterwegs und ruft uns zu, dass sie glaubt, schon von uns gelesen zu haben, denn der Name ELMO kommt ihr bekannt vor.

Es ist verrückt, wie viele Leute man trifft, von denen man vorher schon mal etwas im Internet gelesen hat oder mit denen man sich vorher über die sozialen Netzwerke ausgetauscht hat.

Wir laden Susanne zum Essen ein, denn ein Nudelauflauf sowie ein Brot für morgen sollen noch heute im Ofen landen. Als ich gerade den Nudelauflauf in den Ofen schiebe und die Pfoten voller Brotteig habe, kommt eine weitere Yacht in die Bucht. 49 Fuß. Das wird jetzt aber ganz schön eng! Gerade sehe ich die Yacht durch unser kleines Küchenfenster an uns vorbeifahren, als ich mir denke „Der sieht aber Arno Lindemann verdächtig ähnlich!“ und ja – als Matthias mit dem Dinghi rüberpaddelt und fragt, ob sie über Nacht bleiben wollen, stellt sich heraus, dass ich Recht behalten sollte. Es ist Arno Lindemann, der CCO und Creative Director einer Hamburger Werbeagentur. Es ist echt lustig, wieviele unterschiedliche Menschen man auf der Reise trifft und immer wieder eine verrückte Überraschung! So muss ich echt Schmunzeln und bin ein bisschen überrumpelt von dieser lustigen Situation, als wir uns in einer der engsten Buchten, im Osten Mallorcas die Hände schütteln. Die Cala Mitjana hat es uns angetan, nicht nur auf dem Wasser ist es hier unglaublich schön, auch durch die Hecke zum nächsten Ort zu wandern, ist eine Entdeckungstour wert.

Die Kiwis reiten durch die Wellen ... ... unter Motor ... ... genau wie wir!

Die Kiwis reiten durch die Wellen … … unter Motor … … genau wie wir!

Auf dem Weg nach Mallorca ist es nicht gerade warm. Das Ölzeug muss her!

Auf dem Weg nach Mallorca ist es nicht gerade warm. Das Ölzeug muss her!

Einblick in die kleine Bucht

Einblick in die kleine Bucht

Warum wir uns sofort in die Cala Mitjana auf Mallorca verliebt haben, kann mal wohl hier gut erkennen.

Warum wir uns sofort in die Cala Mitjana auf Mallorca verliebt haben, kann mal wohl hier gut erkennen.

Hinter jeder Ecke, nach jeder Abzweigung, hinter jedem Strauch verbirgt sich etwas Neues, etwas Schönes. Hier könnten wir länger bleiben.

Doch wir sind gekommen um auch irgendwann wieder weiterzuziehen.

Durch, wie könnte es anders sein, einen dicken Regenguss von oben, in die nächste Bucht. Wir machen einen kleinen Zwischenstopp, auch wenn ich gestern bei meiner Erkundungstour um die Cala Mitjana viele notwendige Sachen zum Überleben bekommen habe, bietet die Cala Millor einen Ort um richtig Aufzuproviantieren. Auf Google Maps kann man erkennen, dass der Lidl unweit des Strandes liegt. Als hätten wir nichts aus unserem Monsterwalk in der montenegrinischen Mittagshitze gelernt, laufen wir los. Es stellt sich heraus, dass es weit ist bis zum Lidl. Den gleichen Weg mit zwei zum Bersten gefüllten Rucksäcken und einer bis oben vollgestopften IKEA-Tüte, laufen wir unter dem Absingen böser Lieder zurück zum Strand, packen auf dem Weg noch ein frisches Brot ein und müssen zwei Mal mit dem Dinghi fahren, um alles zum Boot zu bekommen. Gerade die letzten Sachen eingeräumt, kündigt sich mal wieder ein Gewitter an. Wir warten und hoffen, dass es uns nicht trifft. Es zieht an uns vorüber. Die Farben, wenn das Gewitter vorbei ist, unbeschreiblich!

Dunkle Wolken rollen über uns.

Dunkle Wolken rollen über uns.

Regenguss auf dem Meer

 

Regenguss auf dem Meer

Regenguss auf dem Meer

Sonne

Wir wünschen uns die Sonne zurück.

Und da kommt sie auch schon wieder! Die Sonne.

Und da kommt sie auch schon wieder!

Die Luft so rein. Unsere vorletzte Nacht auf Mallorca verbringen wir in Porto Christo, wo wir zum ersten Mal ohne Hilfe von anderen Leuten die Landleinen befestigen. Anker raus, Dinghi ins Wasser, Sarah rein, Landleine 1 fest, Landleine 2 fest, etwas vor fahren, etwas Ankerkette hoch holen. Das alles in kürzester Zeit. Wir sind echt schon ein gutes Team geworden. Irgendwie sind wir schon froh und auch ein wenig stolz, dass es so reibungslos abläuft, ohne Brüllen, fast ohne Worte.

Fast ekelhaft harmonisch.

(Aber die Bedingungen sind auch echt gut gewesen. ;)) Am Abend treffen wir an Land auf Antonio. Er riecht nach Alkohol und möchte uns das Dinghi abkaufen, damit er raus auf’s Meer fahren kann. Er sagt „er will nicht mehr“. Wir haben Angst um den älteren Herren und versuchen ihn weg vom Meer zu lotsen, unterhalten uns ein Wenig mit ihm. Er möchte Matthias dafür bezahlen, das wir ihm zuhören. Das macht uns sprachlos und wir schütteln mit dem Kopf, im nächsten Moment sammeln wir sein Geld ein, was auf den Boden vor ihm gefallen ist und geben es ihm zurück. Wir versuchen ihn auf andere Gedanken zu bringen. Er erzählt uns von seinem Zuhause. In diese Richtung geht er, als er sich von uns verabschiedet. Solche Geschichten machen uns echt traurig und gehen uns lange nicht aus dem Kopf.

Porto Christo

Porto Christo

Wir kreuzen unsere Kiellinie vom letzten Jahr und verbringen noch eine Nacht in der Cala Molto, in der wir schon mal ein Gewitter abgewettert haben, als wir von Menorca kamen. Genau dahin geht es jetzt auch wieder. Auf „die Kleinere“ Baleareninsel. Unter Segel.

Mit viel Wasser an Bord geht es nun weiter. Zusätzliches Wasser für die Duschbeutel und mehr Hygiene an Bord ;).

Mit viel Wasser an Bord geht es nun weiter. Zusätzliches Wasser für die Duschbeutel und mehr Hygiene an Bord ;).

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