Wohnung bei Auszug streichen ist ein Arschloch!
Die Abschiedsparty hatte ich auf 9 Tage vor Abfahrt in Köln gelegt. Matthias grummelte und meinte es wäre ’ne knappe Angelegenheit! Packen, vorbereiten, aus-, umräumen, Auto verkaufen, Möbel verkaufen, Abschied auf der Arbeit, Abschied bei den Eltern, Mietwagen besorgen, streichen und Wohnungsübergabe und und und… „Aaaach – wir packen das schon, eine Woche ist viel Zeit“ – dachte ich mir.
Nach einer grandiosen Abschiedsparty kündigten sich wohlig, warme Temperaturen von 32 Grad an – Matthias musste unsere Dachgeschosswohnung mit den wunderschönen, vielen Ecken und Kanten zum Streichen vorbereiten, während ich arbeiten ging. Abends, nach der Arbeit, waren wir dann zum romantisch schweißtreibenden Streichen verabredet.
Hierbei ging uns eine Frage in der ganzen Woche nicht aus dem Kopf:
Wieso muss man bitte in einer Mietwohnung beim Auszug streichen? – Viele Leute wollen dann doch einfach nur raus und streichen irgendwie – Hauptsache weiße Farbe ist an der Wand (und an den Fußleisten und an den Steckdosen und Lichtschaltern!). Wir sagten uns immer wieder unser Mantra vor „Es ist für Nici und Armin, das sind die nettesten Nachmieter, die wir je hatten und auch vorher mal kennenlernen durften, die sollen es schön haben!“
Montag Mittag – Nici und Armin sowie der Hausverwalter kamen zur Wohnungsübergabe als ich gerade den Staubsauger ausschaltete. Nach der Übergabe saßen wir ein letztes Mal sekttrinkend auf der nun der Havemann’schen Dachterrasse.
Bye bye Köln hieß es nun und wir winkten dem Dom von der Zoobrücke ein vorerst letztes Mal zu. Auf nach Freusburg – Mama und Papa „Tschüss-sagen“.
Der Abschied fiel nicht ganz leicht, zum ersten Mal begriff ich, dass ich mich in nächster Zeit nicht einfach in meinen Aygo setzen konnte und innerhalb von einer Stunde da bin, wo die Liebsten sind – in der Heimat! Das ist echt schwer, weil man einfach nie weiß, was passiert und nicht mehr so flexibel reagieren kann, wenn man irgendwo auf dem Mittelmeer rumschippert.
Trotz Tränen war es ein wunderbarer Abend. Nicht nur mit der Familie und den Freunden, die ganze Nachbarschaft saß plötzlich auf der Terrasse meiner Eltern. Wir tranken, quatschten, lachten, snackten – einfach schön!
Nach dem Kater des Lebens ging es am nächsten Nachmittag weiter in Richtung Nürnberg.
Dort wartete der Rest unserer Ausstattung für ELMO und natürlich Matthias’ Eltern auf uns. Wir hatten unglaublich schöne Tage und endlich schlafreiche Nächte im schönen Franken. Matthias’ Vater sagte wir sollen nun reinhauen beim Essen und tischte mächtig auf mit Schüttelbrot, Stadtwurst und Co.
Das Ummelden ging recht zügig. Jetzt bin ich ein Nürnberger Würschtle!
„Wir sind auf der Reise und haben Rückenwind.“
Mit dem Augsburger Flitzer und unseren beiden deutsch-türkischen Engeln Tugba und Dilara flogen wir über die Autobahnen gen Slowenien. Aufgeregt waren wir ein bisschen, weil ich es aber alles noch nicht realisieren konnte und immer noch fühlte, als wäre es alles ein Traum, war es ein angenehmes „Wir-fahren-in-den-Urlaub-Gefühl“. Bis ca. 300 km vor dem Ziel. Da pochte dann so langsam das Blut in den Adern, die Abstände wurden kürzer, in denen ich auf die Uhr schaute. Ich wollte ankommen. Da war es – das Mittelmeer!!! Irgendwo da wartete ELMO auf uns. Der Kleine. 1.130cm groß, 7.000.000g schwer. Ein Giebelstädter Prachtexemplar aus dem Stamm der Bavaria. Das ist echt verrückt! Kaum zu glauben. Unwirklich. Aber doch wahr!
Träume sind zum leben da!
Was soll ich sagen?! – ELMO ist das schönste Segelboot auf der ganzen Welt – für uns! Und doch geht es so weiter, wie es aufgehört hat. Organisieren, ausräumen, umräumen, einrichten, schwitzen, schleppen, aufhängen, abhängen, austesten, anklemmen, festmachen. – Nur irgendwie anders. In der Sonne, in Slowenien, auf dem Mittelmeer, auf ELMO! Wir haben einfach momentan so unglaublich viel Glück, sodass wir es noch gar nicht fassen können. Alles hat so reibungslos geklappt. Immer hat sich alles gefügt. Wir hätten es uns nicht schöner erträumen können!
Nach funky Klapprad-Touren auf dem Marinagelände, Probesegeln mit Annemarie, Thomas und Tomaz, lustigen Gesprächen mit dem Nordlicht Holmar von der UTHOLM aus eigentlich Tönning aber doch jetzt Österreich, einer vermurksten Namensfolierung auf dem Heck und einer wunderschönen Taufe mit Safarischröder und ELMOs Patenonkel Geländegrobi und vor allem zu vielen Facetime-Gesprächen, Fotos-Rumschickereien für unser jämmerliches 1 GB Datenvolumen im EU-Ausland, warten wir WLAN gierend im Hafen von Portoroz auf den Elektriker, der uns den Solarladeregler anklemmen möchte und auf eine neue Schraube. Bei der Probefahrt haben wir bemerkt, dass die Schiffsschraube wohl eine Unwucht hat und ELMO unter Motor einfach nur gnadenlos vibriert und Töne von sich gibt, die sich seltsam anhören. Danach können wir den Autopiloten kalibrieren, bevor es weitergeht Richtung Kroatien.
Wir halten Euch ab nun auf dem Laufenden. – In Kroatien gibt’s ja bekanntlich unlimited LTE ;).
Matthias, Sarah und ELMO.