Ankern auf Schlamm mit einem Delta Anker

Serienmäßig wurde unser ELMO mit einem 10kg Delta-Anker von Lewmar ausgeliefert. Dieser wird vom Hersteller für Schiffslängen zwischen 27 bis 42 Fuß empfohlen. Da wir bisher mit diesem Ankertyp beste Erfahrungen gemacht haben und auch nicht großartig den Ankergalgen verändern wollten, verbannten wir den Serienanker zusammen mit einer 50m Bleiankerleine als Zweitanker in die Backskiste und fahren nun den gleichen Ankertyp nur etwas schwerer in der 16kg Ausführung permanent am Bug zusammen mit 50m verzinkter Kette in 8mm.

Die üblichen Ankergründe am Anfang unserer Reise in Kroatien waren eigentlich immer sandig. Für uns hieß das, den gewünschten Ankerpunkt anfahren, Aufstoppen, Anker und das Drei- bis Vierfache der Wassertiefe an Kette ausbringen, dabei die Kette bei langsamer achterlicher Fahrt möglichst ordentlich auslegen und darauf warten, dass der Anker „anbiß“. Das tat er dann auch, Zugentlastung dran, rückwärts mit 2000-2200 Touren einfahren, dabei seitlich peilen, ob wir stehen – damit war die Sache eigentlich fast immer erledigt.

Die letzte Sicherheit gab dann ein Sprung ins Wasser und ein Blick auf den Anker. Wenn wir nicht gerade mit der Spitze des Ankers irgendeine Felskante geangelt hatten, war unser Anker mit ziemlicher Sicherheit im Ankergrund verschwunden und hielt.

Angekommen in der Bucht von Kotor, waren wir das erste Mal mit schlammigem Ankergrund konfrontiert. Mittlerweile gut eingespielt als Team mit Sarah am Anker und mir am Steuer, spulten wir unser obiges Skript ganze elf Mal, an wechselnden Ankerpunkten ab. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Beim Einfahren stehen wir nicht auf der Stelle, sondern machen rückwärts Fahrt, der Anker slippt – einen ganzen Nachmittag lang. Frust kam auf.

Unsere Recherche ergab, dass wir eigentlich alles richtig gemacht haben, allerdings zu hektisch und mit zu viel Kette.

Der Schlüssel zum erfolgreichen und sicheren Ankern, mit einem Ankergeschirr wie unserem, auf Schlamm liegt tatsächlich in der Ruhe und im Eingraben mit möglichst wenig Kette. Ist man zu flott unterwegs und/oder wirft man zuviel Kette, schiebt er Anker einen immer größer werdenden Batzen Schlamm vor sich her, fällt auf die Seite und hat keine Möglichkeit mehr zu greifen und sich einzugraben.

Für uns hat sich folgendes Prozedere als gut funktionierend erwiesen:

  • Anker und maximal dreifache Wassertiefe an Kette ausbringen, dabei möglichst langsam rückwärts driften.

  • Ziel ist es, den Anker möglichst langsam aufrecht in den Ankergrund zu ziehen, ohne dass er auf die Seite fällt und ohne dabei einen Batzen Schlamm vor sich her zu schieben.

  • Drehzahl achteraus langsam und behutsam steigern, dabei immer lange Pausen einlegen: 1000 Touren, eine Minute warten, 1200 Touren, eine Minute warten, 1400 Touren, eine Minute warten, 1600 Touren, eine Minute warten.

  • Dabei wie üblich seitlich peilen, ob man noch auf der Stelle bleibt.

  • Danach gewohnte Kettenlänge ausbringen, i.d.R. etwa vier- bis sechsfache Wassertiefe.

  • Zugentlastung anbringen.

  • Kette mit geringer Fahrt nochmal auf Spannung bringen und die Drehzahl vorsichtig auf 2000 steigern.

 

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