Hallo Jonna, Donna und Tangaroa

Wo ein Wunsch ist, ist auch ein Weg – denn Träume sind zum Leben da! Und diesen Weg geht Jonna mit unbändigem Willen. Egal wie lang die To-Do Liste, wie klein das Zeitfenster von Kroatien bis nach Cartagena, wie kalt der Winter, wie kräftezehrend und hart die Arbeit am eigenen Boot ist! Jonna wird irgendwann den Anker in den San Blas Inseln werfen, mit ihrer 1. Offizierin, der Hundedame Donna, und ihrer Segelyacht Tangaroa. Als wir uns schon mit dem Heizlüfter in der Marina in Valencia wärmten, war sie gerade dabei, das spanische Festland anzulaufen. Getroffen haben wir uns aber erst nach viel Geschreibsel über’s Internet, bei unserem kleinen Andalusien-Roadtrip, als wir sie in Cartagena besuchten. Jonna ist definitiv ein sehr beeindruckender Mensch, mit Eierstöcken aus Stahl, einem Lachen, das von einem Ohr zum anderen reicht, und kleinen verschmitzten Sommersprossen auf der Nase – wahrscheinlich auch einem kleinen bis mittelgroßen Dickkopf. In ihren Augen ist die Sehnsucht nach Meer zu sehen, nachdem sie einen herzlich am Steg empfangen hat und anfängt, von ihrem Traum zu erzählen. Sie hat die Leidenschaft einer Abenteurerin wie Pipi Langstrumpf. Ein riesiges Herz für Umwelt, Natur und alles, was sich auf der Welt befindet (außer für Kackmenschen, die genau das kaputt machen). Auch wenn ihr Weg in eine ganz andere als unsere Richtung gehen soll, hoffe ich, dass wir uns trotzdem irgendwann den Sundowner-Robla mit viel Gesprächsstoff auf dem Vordeck von Tangaroa oder ELMO schmecken lassen.

Warum machst Du das?

Der Gedanke vom “Um-die-Welt-Segeln” beginnt bei mir mit der Suche nach Einfachheit. Beim Segeln ist der Wind mein stiller Motor, der mich übers Wasser gleiten lässt. Moderne Technik erlaubt mir Trinkwasser und Energie zu produzieren. Diese Unabhängigkeit fasziniert mich. In dieser Form die Welt zu bereisen, sich dabei auf das Minimale zu reduzieren. Das ist was mich glücklich macht.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Auszeit?

Für mich geht es bei dieser Frage immer um meine eigene Vitalität. Wir werden in einem Gerüst groß, welches uns vorgibt wann wir uns etwas Gutes verdient haben. Habe ich genug geleistet, um diesen Urlaub auch wirklich genießen zu dürfen? Fragen wie diese habe ich mir in der Vergangenheit oft gestellt. Eine Auszeit vor der Rente – für viele ist dieser Gedanke noch immer undenkbar. Für mich aber stellt sich heute die Frage, was möchte ich machen und wann ist mir dies möglich? Man kann immer länger warten, kann immer noch besser vorbereitet sein. Es gibt immer ein größeres, neueres Boot auf dem Markt. Die Ausrüstung kann immer noch besser, moderner sein. Und die Rücklagen auf dem Konto größer. Aber viel wichtiger ist in meinen Augen die eigene Gesundheit und Vitalität. In der Lage zu sein, Reparaturarbeiten an der Mastspitze selbst vorzunehmen und in jeder Wetterlage Ruder zu stehen, bedeutet für mich, dass der Zeitpunkt der richtige ist.

Worauf würdest Du an Bord nie verzichten?

Ganz ehrlich gibt es kaum noch Dinge welche ich für unverzichtbar empfinde. (Selbstverständlich gibt es Sicherheitsausrüstung welche nie an Bord fehlen darf, aber das ist wohl klar.) Ich koche sehr gerne und habe seit einigen Monaten einen handbetriebenen Häcksler an Bord, welcher mir sehr viel Freude bringt. Auf ihn möchte ich eigentlich nicht mehr verzichten. Man sieht, es sind die einfachen Dinge im Leben. 😉

Dein beschissenster Moment an Bord?

Die Fahrt von Malta nach Sardinien war schon ziemlich deftig und hat mich für immer gelehrt, dass man seinen Zeitplan beim Segeln nicht zu ernst nehmen darf. Wir hatten für die Passage von rund 300nm etwa 3 Tage eingeplant. Aber so war dem im Dezember nicht. Mit dem Wind konstant gegen uns wurde daraus ein 6-Tage langer Kampf durch die Straße von Sizilien. Die Tage zu kurz, die Nächte zu kalt und der Kurs zu hart am Wind. Tagelanges kauern im Cockpit, durchnässt und durchfroren und mit jeder Welle die übers Deck brach, kam auch eine gute Ladung Salzwasser ins Bootsinnere durch die undichten Luken – das war eine echte Herausforderung.

Wovor hast Du am meisten Angst?

Wassereinbruch. Bei der zuvor beschriebenen Passage war es zumindest klar woher das Wasser kam und es war zu kontrollieren. Der Gedanke von unkontrollierbarem Wassereinbruch lässt mich schaudern.

Wann hast du das letzte mal herzlich gelacht?

Ich lache oft und gerne. Und meine Hündin Donna hat das Talent mich jeden Tag zum Lachen zu bringen.

Gab es Jemanden oder Etwas, der, die oder das Dich inspiriert hat?

Das haben viele. Ich habe in Vorbereitung auf diese Reise unzählige Bücher gelesen, welche mir geholfen haben, nicht aufzugeben. Der Feinschliff dafür, dass ich heute wirklich an Bord meiner Tangaroa sitze, kam jedoch wahrscheinlich durch Nike (Untie The Lines). Wann immer ich kurz davor war, das Handtuch zu werfen und mich erneut im Komfort des Landlebens zu verankern, habe ich durch ihren Video-Blog erneut Mut und die Energie gefunden, nicht aufzugeben. Genau aus diesem Grund habe auch ich mich entschlossen, meine Reise zu dokumentieren und zu teilen – hoffentlich kann ich so eines Tages ebenfalls jemandem die Motivation schenken an der es manchmal eben fehlt.

Vermisst Du etwas?

Nein. Ist lustig, ich habe früher so Antworten gehört und das kaum glauben können. Tatsächlich aber habe ich me(e)hr gewonnen.

Dein peinlichster Moment?

An jedem Tag auf der Tangaroa lerne ich Neues. Und dabei passieren natürlich auch immer wieder Fehler: Dinge über die ich heute lächeln kann, welche natürlich auch von anderen belächelt wurden. So zum Beispiel habe ich sehr teuer gelernt wie eine Notfallpinne aussieht und das man nichts wegwerfen sollte, wovon man nicht genau weiß was es ist.

Wenn Du morgen Früh an irgendeinem Ort der Welt aufwachen würdest, wo wäre das?

Das wäre genau hier, wo ich jetzt bin. Denn auch wenn die San Blas Inseln mein Ziel sind, so möchte ich ebenfalls die Reise dorthin nicht missen.

Gibt es ein schönstes Erlebnis?

Der Erfolg an Bord selbst etwas zu reparieren, wovon man kurz zuvor noch gar keine Ahnung gehabt hat. Das Gefühl ist unglaublich! Zum Beispiel war die Ruder-Anlage der Tangaroa nach einer der winterlichen Horror-Passagen abgerutscht und somit in der Bewegung eingeschränkt und sehr schwergängig. In erster Reaktion habe ich einen Mechaniker kommen lassen. Dieser wollte die Tangi aus dem Wasser heben, das Ruder absetzen und alle Dichtungen austauschen — das ganze zu einem Spottpreis von 4.000 Euro. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass er sich das Problem gar nicht richtig angeschaut hatte. Und seine Aussage, dass wir ohne seine Reparatur keinesfalls den nächsten Hafen erreichen würden, erschien mir ebenfalls sehr voreilig. Also habe ich angefangen, mich mit der Ruderanlage zu beschäftigen. Geschaut, gefühlt und gehört. Versucht zu verstehen, was warum wie passiert ist. Und irgendwann den Mut gefunden, selbst anzupacken: Ruderblatt mit Tau-Konstruktion vor ungewünschtem Abrutschen gesichert. Schrauben der Ruderanlage gelöst. Ruderanlage mit Hilfe eines Flaschenzuges angehoben und in neuer Position die Schrauben wieder gefestigt. Null-Euro-Später funktioniert alles wieder einwandfrei und mir laufen Freudentränen über die Wangen. Ob sich ein Lottogewinn besser anfühlen kann? Ich glaube kaum!

Welche fünf Begriffe verbindest Du mit Deiner Zeit unter Segeln?

Entschleunigung.
Einfachheit.
Kameradschaft.
Freiheit.
Nachhaltigkeit.

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